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Es ist einige Zeit vergangen seit der Veröffentlichung des letzten Beitrages im „Gemeinde – Blatt“ zum Thema denkmalverträgliches Bauen auf dem Bergfriedhof.

Dies bedeutet keinesfalls, dass seitdem dort nichts mehr geschehen ist – ganz im Gegenteil! Die Prioritäten sind vielmehr jetzt anders geordnet. In der Ausgabe des „Gemeinde – Blattes“ vom 2. August 2013 konnte abschließend und ausführlich über die Bauaktivitäten der letzten 10 Jahre informiert werden. Ab diesem Zeitpunkt liegen nun die Schwerpunkte im Wesentlichen bei Instandhaltung und Botanik. In loser Folge, zeitlich nicht geordnet dafür aber in Kurzform und kritisch/ hintergründig soll nun berichtet werden:

Beginnen wir mit dem beigefügten Titelbild. Abgelichtet ist der diesjährige „Baum des Jahres 2015“, ein Feldahorn, auch Maßholder genannt. (Acer campestre) Er steht in natura allerdings nicht auf dem Friedhofsgelände, dafür ist er aber in Form eines Schildes an der „Säule der Jahresbäume“ dokumentiert. Zum 27. Male ist damit ein „Baum des Jahres“ verkündet. Der Baum wächst vor allem in der Nähe von Feldern und Waldrändern. Er kann aber auch gut  in der Stadt überleben. Im Herbst nimmt sein Laub einen leuchtend goldroten Ton an. Weil er oft nicht allzu groß wird, ist er auch als Großgrün im ländlichen Straßenbereich beliebt, nicht zuletzt auch als Bienen – Nährgehölz. Leider fehlen vielen Bürgern – vor allem den Kindern – Naturerleben, Naturerfahrung und Naturkenntnisse. Eine Möglichkeit, dieses Defizit abzubauen, wären Informationen und Veranstaltungen vorzugsweise im Rahmen des schulischen Biologieunterrichtes. Die Errichtung der „Säule der Jahresbäume“ wurde deshalb ursächlich auch als Lernhilfe konzipiert. Eine Reaktion der Schule und der Bürger auf dieses Angebot ist allerdings bis jetzt ausgeblieben – schade. (Am Rande und außerhalb der Titel-Thematik: Es gibt durchaus noch botanisch interessierte und vor allem engagierte Bürger. Sehr lobenswert deshalb die Pflanzung einer Trauben-Eiche als Ersatz für die ehemalige Buche im Einmündungsbereich Drosselhang /Schulstraße, gesponsert von Familie Kindt aus Mölkau.)

 

Auch kleine Schritte führen zum Ziel! Gemeint ist die erfolgte Überarbeitung der Informationstafel am Eingang des historischen Bergfriedhofes. Die Tafel wurde von unserem verehrten ehemaligen Vereinsmitglied Erich Liebram, dem „Schnitzer“ von Mölkau geschaffen. Auch eine Anzahl weiterer Tafeln aus seiner Hand in Mölkau und Zweinaundorf, die jetzt ebenfalls einer Überarbeitung bedürfen, machen uns den schmerzlichen Verlust unseres Erich`s bewusst. Wer begibt sich in Hinkunft in dessen „Fußspuren“, sozusagen in memoriam und in Weiterführung seiner Werke?
 

Erwähnenswert auch Bemühungen, fehlende Teile einer Einfassungskette um den Apelstein Nr. 39 zu ersetzen. Schon im Jahr 2001 wurde die Beseitigung dieses Verlustes durch das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen angemahnt. Zur Historie: Die in unmittelbarer Nähe zum Denkmal stehende, sehr vitale Stieleiche war 1975 Veranlassung für die Umverlegung des Apelsteines an den jetzigen Standort. Vermutlich zu dieser Zeit gingen Teile der Ketteneinfassung des Denkmals verloren. Eine Wiederherstellung des originalen Zustandes (Realisierung sehr aufwendig und daher nicht billig) ist aus denkmalpflegerischer Sicht zweifelsfrei notwendig.
 

Wie bereits schon vor Jahren, aktuell seit Mai 2014 wurden diesbezüglich Schritte eingeleitet. Alle Bemühungen bis jetzt ohne greifbares Ergebnis. Das Projekt kommt vermutlich zum falschen Zeitpunkt. In der zurückliegenden Vorbereitungsphase zur 200-Jahrfeier der Völkerschlacht hätten die keinesfalls unlauteren Begehrlichkeiten vielleicht eher Gehör und Zustimmung bei der Stadt Leipzig gefunden. Aber zum Glück stehen ja noch im Jahr 2063 die 250-Jahrfeiern der Völkerschlacht an, seien wir hoffnungsvoll, bis dahin könnte es möglicherweise gelingen! – An dieser Stelle sei ein Schuss Sarkasmus erlaubt.
 

Es gibt aber auch positives zu berichten: Der letzte Beitrag im „Gemeinde – Blatt” vom 04. Juli 2014 war der heiligen Sankt Barbara gewidmet, einer Skulptur am Ostgiebel des Lapidariums. Präziser; es ging um das Ensemble Skulptur/ Totenglocke mit eigener Überdachung/ ehemalige Aufbahrungshalle. Die Sinnbezogenheit dieser 3 Elemente auch im Hinblick auf die seit 1526 verschollene Mölkauer Kapelle, (geweiht der heiligen Barbara) konnte treffend in einer Dokumentation und vor Ort herausgearbeitet werden. Dieser Sachverhalt war für das Amt für Bauordnung Leipzig Abt. Denkmalpflege Veranlassung, eine Belobigung für die Aktivitäten des Heimat- und Kulturvereins Mölkau e.V. auszusprechen. In einem Schreiben vom 25.06.2014 würdigte die Stadtbezirkskonservatorin Frau Dr. Petzold das vom Verein geleistete recht herzlich. Wir bedanken uns hiermit!
 

Jetzt einige Erläuterungen zu dem im Aufbau befindlichen Rosenhain gegenüber des Gedenksteines für die Zwangsarbeiter. In der Ausgabe vom 07. September 2012 des „Gemeinde - Blattes” wurde über Arbeiten an Grabanlagen im Bereich der östlichen Friedhofsmauer berichtet.

Zitate: „.....dass den Grabanlagen direkt neben oder an Friedhofsmauern eine besondere Bedeutung zukommt. Dort fanden gesellschaftlich anerkannte Familien des öffentlichen Lebens ihre letzte Ruhestätte“...und weiter: „Die vielen ungenannten Verstorbenen, die hier auf dem historischen Gottesacker in all den ehemaligen Grabfeldern liegen, sind deshalb nicht vergessen, wir behalten sie in ehrendem Gedenken.“

Um diese Ehrung und Würdigung geht es hier in erster Linie. In Erfüllung dieser Verpflichtung soll ein Rosenhain entstehen, gekrönt von einer Stele mit künstlerisch gestalteter Tafel. Der eingravierte Text ist ein Hermann Löns Vers: „Auf meinem Grab sollen rote Rosen stehen, die roten Rosen, die sind schön“. Mit der Hermann - Löns - Straße in Mölkau (schräg gegenüber des Ärztehauses) hat unser Ort übrigens einen direkten Bezug auf den im vorigen Jahrhundert viel gelesenen Autor. Auch ein kleiner Hintergedanke begleitet dieses Vorhaben: Sollte jemals wieder auf diesem ehemaligen Friedhof eine Urnenanlage entstehen, wäre mit diesem Rosenhain schon jetzt eine geeignete Ausgangsposition geschaffen.
 

Abschließend noch einige Worte zu Belangen des Naturschutzes und der Landschaftsgestaltung. -  Leider ist ein Ahorn im Westzaunbereich abgängig. Im vorigen Jahr noch voll im Saft, jetzt eine Ruine. Ob das der Natur geschuldet ist oder ob hier „nachgeholfen“ wurde, ist nicht zu klären. Dieser Verlust kann allerdings durch geeignete Neupflanzung ausgeglichen werden.
Gleich daneben auf einer kleinen Hochebene entwickeln sich prächtig 3 Lärchen. Zur Abrundung des dortigen Areals - und nicht nur aus gestalterischen Gründen ist geplant, hier einen weiteren Rhododendron sowie vier Kirschlorbeer - Sträucher zu pflanzen. Dies vor allem als Deckung für eine zukünftige Brennnesselpflanzung. Die geordnet angelegte Brennnesselfläche ist keineswegs eine Unkrautfläche! Brennnesseln sind bekanntlich für einige Schmetterlingsarten notwendig zur Metamorphose Raupe-Puppe-Schmetterling. (Ein Insidertip für reifere Herren: Brennnesselsamen im Zusammenwirken mit Ingwer fördern sehr effektiv eine natürliche Prostata-Reduktion).

Stichpunktartig sollen noch einige Dinge aufgezählt werden, die von den Mitarbeitern des Naturschutzbundes Deutschland, Regionalgruppe Rietzschkeaue  iniziiert  wurden und auch von denen ständig betreut werden: Insektenhotel, Nistkästen, eine Feldsteinschüttung für Lurche und Kriechtiere. (Dies ist nicht wie irrtümlich vermutet ein vergessener Schutthaufen!)
Zur Begründung: Unsere Rietzschkeaue ist das letzte Rückzugsgebiet für diese Spezies. Sie bedürfen des besonderen Schutzes. U.a. auch mittels dieser Steinschüttung als Versteckplätze. Auch der im vorigen Jahr gepflanzte Rotdorn-Busch im NO-Bereich ist zu erwähnen. Er dient als Vogelschutz- und Bienen-Nährgehölz und, und, und ...
 

Einer wünschenswerten näheren Betrachtung in Form eines Beitrages zu diesem Themenkomplex durch die Akteure der NABU soll aber nicht vorgegriffen werden. Die Aufzählungen ließen sich fortführen, müssen aber zunächst hier enden.
 

Mögen wir nun das begonnene Jahr optimistisch bis besinnlich und heiter angehen, trotz allgegenwärtiger
Turbulenzen. Der Literatur-Nobelpreisträger von 1946, Hermann Hesse sagte poetisch und treffend: „ ...und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“
 

Wolfgang Miersch
Heimat- und Kulturverein Mölkau e.V.

   
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